Percy Bysshe Shelley

1792 – 1822           England

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In Übersetzungen von:

Willi Schantel

 

 

Ozymandias

 

Ein Wanderer aus vergessenem Land

erzählte „Zwei Beine, rumpflos, aus Stein,

sah ich in der Wüste, daneben im Sand

sank das Gesicht mit dem Stirnrunzeln ein,

 

und dem Mund, der Befehlston nur fand.

Das Wilde, das der Steinmetz erkannt,

überlebt steif im Abbild noch immer

den Spott aus des Bildhauers kundiger Hand.

 

Auf dem Sockel erscheinen Worte voll Schimmer

“Ozymandias bin ich, Herrscher im Land,

die ihr euch mächtig glaubt, seht meine Größe“

 

Mehr war nicht übrig und rund um die Teile

der geborstenen Stele in endloser Blöße:

geebneter Sand nur, Meile um Meile.

 

 

 

Der Nil

 

Monat für Monat überdacht der Regen
Äthiopiens tiefe Täler; auf den Zinnen
der frostbedeckten Wüstenberge minnen
sich Eis und Glut in einem wilden Segen.
Die Schneematten der Atlasberge fegen
Kometenschwärme, graue Stürme spinnen
den Jahresbann, er wird den Nil von hinnen
zum Ende seines großen Werks bewegen.

Die Pegelstände sind Ägyptens Weise
sich zu erinnen; dass der Sturm wie der Zepyhr
dir folgen, Vater Nil, und Korn wie Not
Begleiter sind auf jedem Schritt der Reise.
So gib gut Acht Mensch, Wissen kommt zu dir
so wie die Flut Ägypten stets bedroht.